Noch vor weniger als einem Jahrzehnt dachte man beim Begriffspaar Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) vor allem an Computer und Internet und in zweiter Linie vielleicht an Handys oder Organizer. Heute durchdringen und prägen eine Vielzahl von kleinen, mobilen und oft vernetzten elektronischen «Helfern» unser Leben und diese Entwicklung setzt sich in allen Bereichen der Gesellschaft fort. Von Andreas Czech
Ein bedeutender Teil der Schweizer Erwachsenen kann dieser Entwicklung nicht wirklich folgen. So stellt die Bewältigung des beruflichen wie des privaten Alltags immer neue Hürden auf. Und dies wird zusehends unausweichlicher. Es gibt immer weniger Tätigkeiten, welche wir verrichten können, ohne mit einem Display, Symbolen und deren Bedienung in Berührung zu kommen. So macht es Sinn, den Kürzel IKT ganz bewusst auf mobile Geräte wie Tablets und Smartphones und deren Anwendung auf einem Touchscreen auszudehnen.
Die Bedienung von Geräten mit Touchscreens ist eigentlich einfach zu erlernen. Das gilt einerseits für den Vorgang der Steuerung durch die Finger direkt auf dem Bildschirm und andererseits für die beschränkte Anzahl der zu Verfügung stehenden Schaltflächen. Die Befehlsstruktur der Apps verfügt in den Regel über nur wenige Hierarchieebenen. Die Optionen sind eng mit einzelnen Vorgängen verknüpft und darum für Anwendende auch einfach zu finden und zu identifizieren.
Doch wir begegnen dabei einer entscheidenden Veränderung im Umfeld der elektronischen Anwendungen: Bei Computern haben sich Oberflächen und Bedienkonzepte in den letzten Jahren konsolidiert und laufend aneinander angeglichen. Das erleichterte es Kursleitenden, die bei den Lernenden ebenso bekannte wie beliebte Methode des frontalen „Zeigen und Nachmachen“ regelmässig zur Anwendung kommen zu lassen, auch wenn Lernende an ihrem eigenen Gerät arbeiten. Sei dies zur Einführung in ein neues Thema, als adhoc-Unterstützung während der individuellen Arbeit der Lernenden oder bei der Wiederauffrischung/Repetition.
Bei der Schulung auf Tablets und Smartphones arbeiten die Lernenden nun nur noch auf ihren eigenen personalisierten Geräten. Jedes Gerät verfügt dabei eine vom Hersteller entworfene Benutzeroberfläche mit wichtigen Steuerelementen, die verschieden aussehen, und sich auch an verschiedenen Orten befinden. Wie soll nun ein zeitgemässer IKT-Unterricht aussehen, wenn er die Lernenden ohne lange individuelle Wartezeit unterstützen möchte?
Folgende Überlegungen sollen diese veränderte Ausgangslage berücksichtigen und bei der Unterrichtsgestaltung behilflich sein, wenn mobile Geräte wie Tablets und Smartphones zum Einsatz kommen:
– Frontales 1:1-Zeigen/Nachmachen funktioniert nicht mehr. Es müssen ebenso die dahinterstehenden Bedienkonzepte genügend deutlich vermittelt werden, ohne dass die Ausführungen zu lange werden.
– Die frontale Unterrichtsform muss zumindest durch dialogische Komponenten angereichert werden (wie sieht der Arbeitsvorgang auf diesem Gerät aus, wie auf einem anderen etc).
– Kursunterlagen bieten explizit Platz an, um den Arbeitsvorgang auf dem eigenen Gerät einfach und wirkungsvoll zu dokumentieren.
– Über die ganze Kursdauer und auch bei der individuellen Lernbegleitung wird vermehrt Wert auf die Kommunikation mit dem Bildschirm gelegt (was erscheint wo auf dem Bildschirm und was bedeutet dies). Auch hier ist ein verstärktes dialogisches Verhalten der Kursleitung angezeigt.
– Mehr Zeit zur individuellen Unterstützung einplanen. Konzepte verstehen und in Alternativen denken vergrössern die Komplexität und erfordert mehr Abstraktionsvermögen von den Lernenden.
– Von den inhaltlichen Themen her den Unterricht mehr in die Breite planen und weniger in die Tiefe (Vielfalt der verschiedenen Anwendungen).
– Gruppeneinteilungen vornehmen, die sich an den benutzten Geräten orientieren, damit die TN einander effizienter helfen können.
– Bereitschaft der Kursleitung selber auch im Unterricht weiter zu lernen und Zeit einplanen für kurze Recherchen, um gewisse Fragen in einem zweiten Anlauf beantworten zu können.
– Neben dem eigentlichen Unterricht vermehrt Gelegenheiten zum begleiteten Selbstlernen anbieten und dabei Gruppenbildungen aktiv unterstützen und durch konkrete Arbeitsaufträge Orientierung bieten.
Autor:
Andreas Czech ist Kursleiter an der EB Zürich.